Rund um den Ausgangshafen Zeebrügge erstreckt sich entlang der Nordseeküste Hollands und Belgiens bis hin zur nordfranzösischen Küste um Calais und Dünkirchen und durch den Ärmelkanal nach Südengland ein äußerst spannendes, vielfältiges Segel-Revier mit malerischen Stränden, fantastischen Steilküsten, natürlichen Häfen und schließlich den wunderschönen Kanalinseln. Diese Route bietet ein herausforderndes Segelabenteuer auf den Spuren großer nautischen Traditionen. Denn sie führt in das geschichtsträchtige ?Stammrevier? der Royal Navy, das besonders im Solent, dem berühmten Seitenarm des Kanals zwischen Südengland und der Isle of Wight, eng mit deren Triumphen und Tragödien verbunden ist.

Völlig anders, aber nicht minder spannend, zeigt sich der Norden von Zeebrügge. Hier sorgen die verzweigten Kanäle und Meerengen von Westerschelde, Oosterschelde und rund um die Halbinsel Zuid-Beveland für Abwechslung. Törns durch diese stark fragmentierte Küstenlandschaft, vorbei an Feldern und Marschen, an Inseln und Sandbänken, sind ein navigatorischer Leckerbissen in relativ ruhigen Gewässern. Außerdem locken Ausflüge in Städte - ob nun modern und lebendig wie Oostende, die größte belgische Küstenstadt, die einst Residenz der belgischen Könige war und heute neben diversen Sehenswürdigkeiten auch ein pulsierendes Nachtleben bietet. Oder beschaulichere wie Breskens am Eingang zur Westerschelde, das heute wie früher ein Fischerort ist, an dem frischer Fisch stets reichlich vorhanden ist. Und glücklicherweise wird den Charter-Crews in diesem Revier kein ?Entweder-Oder? zwischen offenem Meer und geschützten Bereichen aufgezwungen, denn stets kann man mit seiner Segelyacht schnell dem Gewirr der engen Wasserwege entkommen und wieder auf die Nordsee hinaus segeln.

Dem Ärmelkanal merkt man seine lange nautische Tradition deutlich an. Die seglerische Infrastruktur ist hervorragend und viele Häfen sind aufgrund der großen Tide mit Schleusensystemen ausgestattet. Von Holland und Belgien aus kann man dieses Segel-Revier gut erreichen, beliebte Yachtcharter-Starthäfen sind Zeebrügge oder Oostende. Im Norden und Süden dieser Ausgangsbasen gibt es zahlreiche Marinas, bestens geeignet als Zwischenstationen für Segeltörns in Richtung Westerschelde oder zum französischen Dünkirchen.

Dank des Golfstroms ist das Klima im Ärmelkanal mild, es gibt keinen Frost und stellenweise wachsen sogar mediterrane Pflanzen wie Bananenstauden oder Palmen. Rein theoretisch ist er also ganzjährig befahrbar. Praktisch allerdings liegt die angenehmste Reisezeit in diesem Segel-Revier dann aber doch zwischen Mai und September. Wassertemperaturen zwischen 5 und 15 °C und nur im Sommer teilweise etwas wärmer laden nicht wirklich zum Baden ein. Doch dafür segelt man hier auch nicht. Meist kommt der Wind aus West, vom Atlantik her, und dementsprechend kräftig, teilweise sogar stürmisch ist er auch.

So viel steht fest: Segelanfänger sind im Ärmelkanal nicht gut aufgehoben. Der vom Atlantik her oft kräftig blasende Wind und die starken Gezeiten, dazu die heftige Strömung - dieses Segel-Revier fordert große Konzentration und seglerisches Können. Im westlichen Bereich erreicht der Tidenhub bis zu 14 m und selbst weiter im Osten, vor Belgien und Holland, sind es immer noch ganze 6 m. Auch wenn die Strömungen geringer sind und das Wasser ruhiger, ist es immer noch kein Revier für Sonntagssegler. Die einsetzende Ebbe ist auch für Segelyachten mit geringerem Tiefgang nicht ungefährlich.

Charter-Crews, die es zur Eingewöhnung etwas langsamer angehen wollen, können sich erst einmal in der holländischen Westerschelde, Oosterschelde und Zuid-Beveland miteinander und mit ihrer Yacht vertraut machen. Die Meerengen und verzweigten Buchten sind vergleichsweise geschützt. Wegen der vielen vorgelagerten Inseln und der Sandbänke ist jedoch die Navigation nicht ganz einfach. Zudem begegnet man häufig großen Containerschiffen auf ihrem Weg in die Nordsee.

Insgesamt ist deshalb zu sagen, dass Information, vorausschauendes Planen und große Aufmerksamkeit nötig sind. Ohne Gezeitentabellen, Stromatlas und die neusten Seekarten-Ausgaben geht es nicht. Für wen aber Segeln Handwerk ist, wer es sportlich liebt und sich gern mit den Kräften der Natur misst, der findet hier eine lohnenswerte Herausforderung.

Zeebrügge - Ausgangshafen, nicht weit von Einfahrt in Westerschelde
Westerschelde - maximal 4 km breit, verzweigte Kanäle und Meerengen, Zufahrt nach Antwerpen, viele vorgelagerte Inseln und Sandbänke
Breskens - am Eingang zur Westerschelde gelegen, war schon immer Fischerort, frischer Fisch stets reichlich vorhanden
Zuid-Beveland - Halbinsel, bei Hanswert durch künstlichen Kanal durchschnitten, der Westerschelde und Oosterschelde trennt
Oostende - größte belgische Küstenstadt mit 9 km langem Sandstrand, einst verschlafenes Fischerdorf und Sommerresidenz der belgischen Könige, heute moderne Stadt mit allen Annehmlichkeiten, pulsierendem Nachtleben und diversen Sehenswürdigkeiten
Dünkirchen - französische Hafenstadt, in der Neptune Marina Anlegeplätze mitten im Treiben der Stadt
Straße von Dover - Meerenge bei Calais auf französischer und Dover auf englischer Seite
Ramsgate - nördlich von Dover, durch Sailing Week in jedem August bekannt
Solent - Seitenarm des Kanals zwischen Südengland und der Isle of Wight, eines der geschichtsträchtigsten Segelreviere der Welt, Southampton, Portsmouth und Spithead, eng verbunden mit Triumphen und Tragödien der Royal Navy, Cowes auf Isle of Wight bedeutendes Yacht-Sport Zentrum
Brighton - geschichtsträchtige Stadt mit langer Seefahrertradition und Nobel-Urlaubsort, wo immer schicke Yachten aller Größe und Couleur zu sichten sind, lädt zu Besichtigungstouren ein

Nieuwpoort, Ostende, Zeebrugge, Yerseke, Sint Annaland, Marina Port Zelande, Hellevoetsluis, Willemstad